Sandsteintafelberg Walpersberg mit historischen Anlagen

Untertageverlagerung

Die Geschichte der REIMAHG beginnt mit der Untertageverlagerung kriegswichtiger Produktion – ab 1943 wurden Betriebe in Stollen, Tunnel und Bergwerke verlegt, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Den Ausbau trugen vor allem Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, von denen viele unter unmenschlichen Bedingungen starben.

Karte der Untertageverlagerungen

Hinweis zur Karte: Die Geokoordinaten wurden automatisch über die Objektnamen (aus Primärarchiven) ermittelt und noch nicht alle überprüft. Daher kann es zu Fehlern kommen. Korrekturen nehmen wir gerne über das Formular in der Detailansicht der Anlagen entgegen.

Datenlage Untertageverlagerungen
Auszug: Verteilung nach Ländern und Bundesländern, plus Gesamtzahlen
Anlagen
Orte
Firmen
Institutionen
Nach Ländern
Statistik konnte nicht geladen werden.
Nach Bundesländern
Statistik konnte nicht geladen werden.

Auszug aus der Verlagerungsliste – suchbarer Datenbank-Ausschnitt.

Die Vorschau zeigt einen Ausschnitt unserer Datenbank. Über die Suche lassen sich Decknamen, Orte, Firmen und Kennnummern kombinieren.

Durchsucht Decknamen, Aliasse, Orte, Firmen, Kennnummern und Notizen – am besten mit Schlagworten oder Aktenzeichen arbeiten.

Keine Einträge vorhanden.

Aktuell verfügt unsere Datenbank der Untertageverlagerungen über 0 Projekte. Seit 20 Jahren recherchieren Vereinsmitglieder zu verschiedensten Anlagen und haben diese Datenbank zu einer der umfangreichsten gemacht, die zu diesem Thema zur Verfügung stehen. Aktive und passive Mitglieder haben Zugang zu dieser Datenbank und den dahinter liegenden Quellen.

Im Rahmen der REIMAHG war geplant, mehrere Verlagerungsbaustellen im Raum Saale–Orlagau als funktionale Einheit zu betreiben. Fertigungsschritte und Lager sollten auf verschiedene Untertageanlagen verteilt werden: Die Baustellen „Lachs“ (Kahla/Porzellansandgrube), „Schneehase“ (Kamsdorf/Maximilianshütte) und „Pikrit“ (Krölpa bei Pößneck) sollten gemeinsam Kapazitäten schneller aufbauen, Material- und Arbeitskräfteflüsse steuern und Luftangriffsrisiken verteilen. Damit war eine straffe Organisation vorgesehen – mit entsprechend hoher Abhängigkeit von Zwangsarbeit.

Übersichtskarte Betriebsgruppe REIMAHG

Betriebsgruppe REIMAHG

Deckname Lachs — Steckbrief

Deckname Schneehase — Steckbrief

Deckname Pikrit — Steckbrief


Sandgruben am Walpersberg

Der Walpersberg ist ein 320 Meter hoher Sandsteintafelberg im Saaletal. Sein kaolinhaltiger Sand wurde seit 1897 durch die Porzellanwerke Kahla AG im Südosten des Berges unter Tage abgebaut. Auf der 226-Meter-Sohle entstand ein weitverzweigtes Stollensystem, das bis 1944 rund 40.000 Quadratmeter umfasste. Eine zweite Anlage, die sogenannte „Meltzer-Grube“, wurde ab 215 Meter im Südwesten aufgefahren und erreichte bis 1928 eine Fläche von etwa 23.000 Quadratmetern. Beide Gruben nutzten das Hohlkammerabbauverfahren und dienten über Jahrzehnte der Rohstoffversorgung der regionalen Porzellanindustrie.

Pläne der Sandgruben
Plan der Sandgrube Meltzer — Quelle: ThStA-Altenburg, Rissesammlung Nr. 3707
Markierungen:
Zum Verschieben ziehen

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs rückten die Stollen in ein neues Blickfeld. Am 7. August 1943 stufte eine Kommission die Porzellansandgrube der Kahla AG als geeignet ein, um Kunst- und Kulturgüter vor Luftangriffen auszulagern. Diese Bewertung machte die Anlage zugleich interessant für die nationalsozialistische Rüstungsplanung. Mehrere Firmen bewarben sich um die Nutzung des Systems, doch setzte sich Fritz Sauckel, Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz, mit Hilfe von Reichsmarschall Hermann Göring durch. Am 22. März 1944 wurden die Gruben für den Aufbau eines Flugzeugwerkes gesperrt – der Umbau zur REIMAHG begann.

Damit wandelte sich der Walpersberg vom regionalen Rohstoffabbaugebiet zu einem zentralen Standort der Untertageverlagerung, dessen Geschichte eng mit Zwangsarbeit, Rüstungsproduktion und den Folgen der Kriegswirtschaft verbunden ist.


vorgeschichte

Museumsobjekte zur Vorgeschichte

Unsere Sammlung im Dokuzentrum Walpersberg erzählt, wie aus einem Sandsteinberg ein industrielles Großprojekt wurde. Fotografien, Kartenausschnitte und Originalobjekte zeigen den Rohstoffabbau, frühe Planungen und die ersten Eingriffe in den Berg.

Museumsobjekte konnten nicht geladen werden.

Decknamen-System und REIMAHG

Der Walpersberg erhielt im Oktober 1944 den Decknamen „Lachs“, als das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion einheitliche Tarnbezeichnungen für die Vielzahl an Verlagerungsprojekten einführte. Grundlage war ein Klassifizierungssystem, das die Namen nach Art der genutzten Hohlräume ordnete:

Systematik der Tarnbezeichnungen
  • Art der unterirdischen Räume
    Schon vorhandene SchächteTiernamen
  • Art der unterirdischen Räume
    Schon vorhandene StollenanlagenFischnamen
  • Art der unterirdischen Räume
    Ehemalige VerkehrstunnelVogelnamen
  • Art der unterirdischen Räume
    BrauereikellerFrauenvornamen
  • Art der unterirdischen Räume
    Schon vorhandene BunkeranlagenPflanzennamen
  • Art der unterirdischen Räume
    Natürliche HöhlenBegriffe aus dem Münzwesen
  • Art der unterirdischen Räume
    Neu angelegte StollenGeologische Namen
  • Art der unterirdischen Räume
    Neue BunkeranlagenMännervornamen

Da es sich beim Walpersberg um eine bestehende Stollenanlage handelte, fiel er in die Kategorie Fischnamen und erhielt den Tarnnamen „Lachs“.

Unabhängig davon entstand im Umfeld der Gustloff-Werke eine eigene Bezeichnung: REIMAHG. Dieses Kunstwort war das Kürzel für „Reichsmarschall Hermann Göring“ und wurde als Name der dort eingerichteten Betriebsgruppe der Gustloff-Werke verwendet. Im Gegensatz zum Tarnnamen „Lachs“, der vor allem zur Verschleierung diente, sollte „REIMAHG“ die enge Verbindung zum Patron Göring und die besondere Bedeutung der Anlage in der NS-Rüstungsplanung unterstreichen.

Zeitzeugenaussagen zur Untertageverlagerung

Keine Zeitzeugenaussagen gefunden.