
Von der Trauer zur Erinnerung
Das Gedenken am Walpersberg hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark gewandelt. Auf das private Erinnern von Überlebenden und Angehörigen folgten in der DDR staatlich geprägte Formen des Gedenkens. Nach 1990 entwickelte sich daraus ein offener, bürgerschaftlicher Umgang mit der Geschichte – getragen von Forschung, Begegnungen und Bildungsarbeit, die Erinnerung lebendig hält.
Improvisierte Gedenkzeichen
Unmittelbar nach dem Krieg errichteten Angehörige ehemaliger Zwangsarbeiter und Einheimische einfache Holzkreuze und Steine in Kahla und vor allem in Hummelshain – stille Zeichen des Mitgefühls in unsicheren Zeiten.
Grabfelder und Sammelgräber
Auf den Friedhöfen von Kahla und Hummelshain entstanden erste Grabfelder der REIMAHG-Opfer. Über 1.000 Namen wurden dokumentiert, Bürger pflegten die Gräber und am Hummelshainer Friedhof wurde die Anlage 1980 vollständig rekonstruiert – der Ursprung des öffentlichen Gedenkens.
Inoffizielle Erinnerungskultur
In der frühen DDR blieb die REIMAHG ein Randthema. Kleine Gruppen von Antifaschisten, Kirchenmitgliedern und Angehörigen hielten private Gedenkrituale ab, während Teile des Geländes militärisch gesperrt waren.
Einweihung der ersten Gedenkstätte
Zum 20. Jahrestag der Befreiung entstand am Südhang des Walpersbergs ein offizielles Denkmal: ein schlichter Obelisk, Kranzniederlegungen und erstmals internationale Delegationen wie Viktor Proost oder František Štammler prägten die neue Gedenkkultur.
Neue Mahn- und Gedenkstätte
Wegen der militärischen Nutzung des Südhangs verlegte die DDR 1974 das Denkmal in den Leubengrund auf das Gelände des ehemaligen Lagers 6. Die neue „Gedenkstätte für die Opfer des Kreises Jena“ wurde Teil eines Ensembles mit Tafeln an mehreren Lagern und blieb bis 1990 offizieller Gedenkort.
Besuche und Rituale
Schulklassen, FDJ-Gruppen und Betriebe besuchten regelmäßig die Gedenkstätte. Mahn- und Gedenkläufe, der DTSB-Lauf zu Ehren von Julien Saelens und Jugendaktionen wie der Aufbau einer Gedenkstätte im Schlosspark Hummelshain prägten das antifaschistische Leitbild.
Neuordnung der Erinnerung
Nach der politischen Wende verlor das DDR-Denkmal vorübergehend an Bedeutung. Bürger, Historiker und Lehrkräfte begannen, die Geschichte unabhängig aufzuarbeiten; Überlebende aus mehreren Ländern meldeten sich erneut.
Lernort Walpersberg
Schüleraustausche, Begegnungswochen und Projekte mit Belgien, Italien und der Ukraine machten den Walpersberg zu einem europäischen Lernort. Digitale Archive und Publikationen begleiteten die Zusammenarbeit.
Internationale Begegnung
Eine große Gedenkveranstaltung mit Delegationen aus mehreren Ländern fand statt. Zeitzeugenberichte wurden filmisch dokumentiert und bilden heute einen wichtigen Teil des Vereinsarchivs.
Versöhnung und Partnerschaft
Aus einem Schüleraustausch entstand eine enge Partnerschaft mit Castelnovo ne' Monti. Sie steht für Versöhnung zwischen ehemaligen Täter- und Opferländern und stärkt die europäische Erinnerungskultur.
Digitale Erinnerung und Bildungsarbeit
Der Walpersberg ist heute Forschungs- und Lernort mit jährlichen Gedenkfeiern, digitalen Angeboten, Online-Archiven und einem multimedialen Rundgang. Die Geschichte des Gedenkens selbst verbindet Generationen.
Erinnerungsorte & lokale Initiativen
Orte des Gedenkens am Walpersberg
Ergänzend zur Timeline bündeln wir Orte, an denen lokale Gruppen, Angehörige und der Verein Erinnerungsarbeit leisten. Sie finden eine Liste mit Kurzinfos sowie eine Karte mit anklickbaren Markierungen.





